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Politik unschlüssig über Mahnmal: Syrisch-Orthodoxe wollen an 1915 erinnern
Politik unschlüssig über Mahnmal: Syrisch-Orthodoxe wollen an 1915 erinnern

Gütersloh (ost). Der Antrag der drei syrisch-orthodoxen Kirchengemeinden, in Gütersloh ein Mahnmal zur Erinnerung an den Völkermord von 1915 zu errichten, löst im Stadtrat eine politische Debatte aus.



Im Hauptausschuss warnten Vertreter der Fraktionen gestern davor, mit dem Antrag sorglos umzugehen. Die Erinnerung an die Opfer des "Seyfo von 1915" im Osmanischen Reich (heute Türkei) sei für die Volksgruppe der Aramäer/Assyrer von großer Bedeutung. Gleichwohl  gelte es zu berücksichtigen, dass an einem solchen Mahnmal Vertreter anderer Kulturen Anstoß nehmen könnten. Der Ausschuss entschied, dass sich kommenden Freitag zunächst der Ältestenrat des Stadtrates mit dem Antrag beschäftigt. Diesem Gremium gehören neben der Bürgermeisterin die Fraktionsvorsitzenden und die stellvertretenden Bürgermeister an. Danach soll die Debatte in den anderen politischen Gremien fortgeführt werden.

Der Antrag stammt von den syrisch-orthodoxen Gemeinden St. Maria (Eichenallee), St. Stephanus (Hohenzollernstraße) und St. Lukas (Diekstraße), deren Vertreter die  Diskussion gestern verfolgten. Sie bitten die Stadt, auf einem "akzeptablen, öffentlich-zentralen Platz in Gütersloh eine geeignete Stelle für ein Mahnmal zu finden." Die Stadt möge bis Ende Januar drei mögliche Standorte benennen. Die Kosten für den Bau des Mahnmals würden die Gemeinden selber übernehmen.

Sie begründen ihren Antrag damit, dass die Stadt und der Kreis Gütersloh heute wichtige Siedlungsorte und eine "neue Heimat der Aramäer/Assyrer in der Diaspora" seien. Im Kreis Gütersloh wohnen nach Schätzungen mehr als 13.000 Aramäer.

Für die SPD meinte Dr. Siegfried Bethlehem, es gehe um "Erinnerungskultur in einer Zuwanderungsgesellschaft". Sich seiner Herkunft zu erinnern, sei kein Gegensatz,  sondern Voraussetzung für eine gelingende Integration. Auch "konfliktorisches Erinnern" zähle dazu. Ein solches Erinnern sei, wie auch der Bundestag dazu deutlich gemacht habe, eine Voraussetzung dafür, sich versöhnen zu können.In der CDU-Fraktion sei der Antrag sehr intensiv und kontrovers diskutiert worden, sagte Heiner Kollmeyer. Die CDU habe Verständnis für den Wunsch nach einer Erinnerungsstätte, "aber muss das Mahnmal im öffentlichen Raum stehen? Kann es nicht auch eine gemeindeeigene Fläche, ein Friedhof sein?" Die CDU sei sich darüber noch nicht schlüssig.

Die Grünen äußerten die Sorge, die Stadt schaffe mit der Genehmigung einen Präzedenzfall. Birgt Niemann-Hollatz: "Auch andere Kulturen könnten auf die Idee kommen,  solche Anträge zu stellen." Fraktionskollege Hans-Peter Rosenthal sagte, zu glauben, alle fänden ein solches Mahnmal toll, sei naiv. Zwischen Teilen der  Bevölkerungsgruppen gebe es mitunter auch Ignoranz.

 Ähnlich argumentierte Norbert Morkes (BfGT). Er habe mit Türken und Assyrern gesprochen, und deren Meinungen seien durchaus geteilt. Der Antrag berge  "großes Konfliktpotenzial"." Almuth Wessel (Linke) warnte dagegen vor, "aus Angst vor Präzedenzfällen, aus Sorge vor Unruhen und Protesten" den Antrag abzulehnen.

 Quelle: http://www.nw-news.de/owl/kreis_guetersloh/guetersloh/guetersloh/11314972_Politik_uns



DruckenDrucken | 26-11-2014, 13:14:00 |

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