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Aramäer kritisieren Große Koalition in der Völkermordfrage: Gedenkfeier zum Völkermord im Bundestag wird zur Siegesfeier Erdogans gegen eine angemessene Erinnerungskultur
Aramäer kritisieren Große Koalition in der Völkermordfrage: Gedenkfeier zum Völkermord im Bundestag wird zur Siegesfeier Erdogans gegen eine angemessene Erinnerungskultur Auswärtiges Amt und Koalitionsspitzen weichen Antragsentwurf zur Gedenkfeier im Bundestag auf. Bundestag will an einen Völkermord gedenken, der nicht Völkermord genannt werden darf. 

Heidelberg, 04.04.2015 - Der Bundesverband der Aramäer in Deutschland äußert sich enttäuscht über den fehlenden Mut der Bundesregierung, Verantwortung zu demonstrieren und den Völkermord an den Aramäern, Armeniern und Griechen im Osmanischen Reich endlich beim Namen zu nennen. Auch im 100. Jahr danach, fehle der Bundesregierung der Mut sich mit der Türkei anzulegen. Die Aufweichung des gemeinsamen Entwurfstextes der Großen Koalition durch die Herausnahme des Begriffs Völkermord, sei ein herber Rückschlag für die Nachkommen der Opfer des Osmanischen Reiches, postuliere sie doch einmal mehr die Übernahme der türkischen Position durch die Bundesregierung in der Völkermordsfrage, so der Bundesverband der Aramäer. 

Der Vorsitzende des Bundesverbandes, Daniyel Demir, zeigt sich enttäuscht über das Einknicken der Großen Koalition vor Erdogan: „Für die Nachkommen der Opfer ist das eine tiefe Enttäuschung. Mit der Ablehnung des Begriffs Völkermord hat sich die Bundesregierung ein weiteres Mal nicht auf die Seite der Opfer, sondern der türkischen Regierung gestellt, die sich hartnäckig weigert, Verantwortung für ihre Geschichte zu übernehmen. Das ist weder förderlich für eine angemessene Erinnerungskultur noch unterstützt es den Versöhnungsprozess. Für Erdogan ist es jedoch ein wichtiger Sieg über die Nachkommen der Opfer.“

Im 100. Gedenkjahr der Vernichtung christlicher Minderheiten im Osmanischen Reich, organisiert der Bundesverband der Aramäer in Deutschland zahlreiche Veranstaltungen um an das Leid der Opfer zu erinnern. In den Jahren 1915 bis 1923 sind neben den Armeniern auch bis zu 600 Tausend Aramäer durch Massaker, Massenmord und Deportation durch das osmanische Militär und kurdischen Hilfstruppen umgekommen. Dies entsprach etwa zwei Dritteln der Mitglieder der damals auf dem Gebiet der heutigen Türkei lebenden Aramäer. Weitere 200 – 300 Tausend wurden aus ihrer angestammten Heimat vertrieben oder als Kinder verschleppt und zwangsislamisiert.  

Weiter erklärt der Bundesvorsitzende Daniyel Demir: „Leider scheint der mächtige Apparat der Türkei sich erneut durchgesetzt zu haben, sonst hätte die Bundesregierung nicht einen überfraktionellen Textentwurf im Sinne der Türkei verändert – gegen die Überzeugung von zahlreichen Fraktionsmitgliedern. Den Opfern muss es so vorkommen, als würde Erdogan in Berlin mitregieren.“ Die aramäischen Organisationen hatten kürzlich eine Petition mit der Bitte um Anerkennung des Völkermords an die Bundesregierung gerichtet – ohne Erfolg.

Der Bundesverband der aramäischen Vereine in Deutschland e.V. setzt sich für die Rechte und Interessen der Aramäer in Deutschland und den Heimatländer ein. Die Aramäer sind ein semitisches Volk, das im Südosten der Türkei sowie in den Ländern des Nahen Ostens beheimatet ist. In Deutschland leben etwa 100.000 Aramäer, in der EU insgesamt bis zu 300.000. Die christlichen Aramäer sind hauptsächlich Angehörige der syrischen Kirchen, darunter syrisch-orthodox, syrisch-katholisch, syrisch-maronitisch, syrisch-chaldäisch, apostolische Kirche des Ostens und Weitere.



DruckenDrucken | 04-04-2015, 17:44:00 |

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