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Syrisch-orthodoxer Patriarch sieht Wiege des Christentums bedroht
Syrisch-orthodoxer Patriarch sieht Wiege des Christentums bedroht Salzburg (APA) - Das Oberhaupt der syrisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Ignatius Aphrem II. (50), hat am Montagnachmittag bei einem Pressegespräch in Salzburg das mangelnde Interesse der westlichen Welt am Schicksal der Christen in Syrien und im Irak beklagt.

 Zugleich befürchtete er, dass im Zuge des Flüchtlingsstroms Mitglieder des IS oder anderer radikaler Gruppen nach Europa kommen oder bereits gekommen sind.

Die Situation in seiner Heimat beschrieb der Patriarch düster: „Die Menschen leiden. Nicht nur Christen, auch Muslime, die nicht mit der engen Auslegung des Islams durch extremistische Gruppen übereinstimmen“, sagte Ignatius Aphrem II. Er schätze, dass 40 Prozent der Christen aller Konfessionen Syrien mittlerweile verlassen haben, im Irak sind es sogar 90 Prozent. „Dabei sind diese Länder die Wiege des Christentums. Wir wollen nicht, dass hier einmal keine Christen mehr leben.“

Er schätze die Hilfe der Europäer für die Flüchtlinge. „Aber zugleich appellieren wir an die Regierungen, dass sie uns helfen, sich für Frieden einzusetzen.“ Die Flucht aus den Kriegsgebieten liege weder im Interesse der Flüchtenden selbst, noch dem der Abnehmerländer in Europa. „Die Menschen wollen ihr Heimatland nicht verlassen.“ Ignatius Aphrem II. forderte dazu eine internationale Lösung. Allerdings widme die westliche Welt den Christen in Syrien und im Irak nicht besonders viel Aufmerksamkeit. Der Patriarch hatte bereits in der Vergangenheit in Interviews kritisiert, dass der Westen wirtschaftliche Interessen stärker im Blickfeld habe, als religiöse Belange.

„Wir rufen aber nicht nach Schutz nur für die Christen. Wir wollen einfach unter den Muslimen weiterleben, wie wir das über Jahrzehnte gemacht haben.“ Doch die einst friedliche Koexistenz unterschiedlicher Religionen sei in Gefahr. Kirche und Klöster wurden und werden zerstört, Bischöfe verschleppt, Menschen ermordet und vertrieben.

Zugleich warnte das Kirchenoberhaupt vor einem Export des Radikalismus nach Europa: „Europa sollte vorsichtig sein, wer als Flüchtling ins Land kommt und wer nicht. Ich fürchte, dass auf diesem Wege bereits Mitglieder des IS oder anderer radikaler Gruppe nach Europa gekommen sind. Die meisten werden Sicherheit und ein besseres Leben suchen, aber es brauche Kriterien, um unrechtmäßige Flüchtlingen herauszufiltern“, sagte er.

Der Patriarch äußerte sich auch dazu, dass viele syrischen Christen mit Bashar al-Assad sympathisieren würden: „Wir Christen haben immer die legitimen Regierungen Syriens anerkannt, egal ob das jetzt Assad ist oder nicht.“ Assad und seine Regierung seien immer freundlich zu den Christen gewesen. „Syrien war ein säkularisiertes Land. Die Menschen lebten zusammen.
Die christliche Gemeinschaft wurde weder diskriminiert, noch fühlte sie sich bedroht - bis vor fünf Jahren, als plötzlich all diese extremen Ideologien aufgetaucht sind. Was wir brauchen, ist eine starke Regierung, die die gesamte Bevölkerung schützt.“

Moran Mor Ignatius Aphrem II. ist seit 2014 Patriarch der syrisch-orthodoxen Kirche, eine der ältesten christlichen Kirchen überhaupt. Zuvor war er als Erzbischof für die Gläubigen in den USA zuständig. Er hat seinen offiziellen Amtssitz trotz des Bürgerkriegs in Damaskus. Die syrisch-orthodoxe Kirche zählt je nach Angaben bis zu 3,5 Millionen Mitglieder. Ihre Angehörigen lebten ursprünglich in ganz Mesopotamien, das unter anderem Teile des heutigen Syriens und dem Irak umfasst. Mittlerweile ist die weltweite Diaspora aber größer, als die Christen in den Kernländern. Der Patriarch ist derzeit in Salzburg, um den Feierlichkeiten angesichts der Errichtung einer neuen Professur für Geschichte und Theologie des syrischen Christentums an der Universität Salzburg beizuwohnen.

Quelle:http://www.tt.com/home/10655434-91/syrisch-orthodoxer-patriarch-sieht-wiege-des-christentums-bedroht.csp


DruckenDrucken | 21-10-2015, 13:39:00 |

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