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Aramäisches Evangeliar für den Andachtsraum des Bundestages überreicht
Aramäisches Evangeliar für den Andachtsraum des Bundestages überreicht Der Deutsche Bundestag hat ein Aramäisches Evangeliar in kunstvoller Handschrift und das Vaterunser auf Aramäisch, der Sprache Jesu Christi, als Gaben für den Andachtsraum überreicht bekommen.

Eine Delegation des Bundesverbandes der Aramäer in Deutschland und der Aramäischen Gemeinden Berlin übergab am Freitag, 28. Juni 2019, die Handschrift und das Vaterunser an Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble.

Die 494 Seiten lange Handschrift enthält Lesungen der vier Evangelisten nach dem Kirchenkalender der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien vom Mönchspriester und Abt Eliyo Atto. Das Vaterunser ist ein kunstvoller Druck in alt-aramäischer Schriftform, das sogenannte Estrangelo.

Gemeinden sehen Aufgabe im Erhalt der Sprache

„Es ist eine Freude und Ehre für uns, dass die Gaben hier einen Platz finden werden“, sagte Daniyel Demir, Bundesvorsitzender des Bundesverbandes der Aramäer in Deutschland. Bundestagspräsident Schäuble sprach gegenüber der Delegation seinen Dank im Namen des Hauses aus: „Wir fühlen uns bereichert.“ Demir unterstrich die Bedeutung der Präsenz der Gaben im Andachtsraum für die Aramäer in Deutschland. Die Aramäer stünden insbesondere in Syrien und im Irak unter starkem Druck. Das habe dazu geführt, dass viele in Deutschland eine neue Heimat gesucht und gefunden hätten.


Heute sei man froh über Unterstützung, die zum Erhalt und zur Präsenz der Sprache beitrage. „Es gibt keinen Staat, der die Sprache fördert und bewahrt“, erklärte Demir. Aramäisch werde vor allem in den Gemeinden gesprochen. Die Sprache sei nicht so einfach zu erlernen. Für die Gemeinden sei es daher eine Verpflichtung und Herausforderung, Aramäisch an die nächsten Generationen weiterzugeben und am Leben zu erhalten.

Gedenken an den Völkermord

Begleitet wurde der Bundesvorsitzende der Aramäer vom Vorstandsmitglied des Verbandes Marauge Aslan und Anja Türkan vom World Council of Arameans sowie von den Mitgliedern der Aramäischen Gemeinden Berlin Amill Gorgis, Yevsi David und Pfarrer Murat Üzel. Amill Gorgis übergab zudem eine Kerze als besonderes Geschenk im Gedenken an den Völkermord an den Armeniern, Aramäern und Griechen im Osmanischen Reich vor über 100 Jahren.


Gorgis erinnerte bei der Übergabe an den Beschluss des Bundestages vom Juni 2016, der die Massentötung von Hunderttausenden Armeniern, aramäisch-assyrischen und chaldäischen Christen im Osmanischen Reich als Völkermord eingestuft hatte. „Durch den Beschluss fühlen wir uns in dieser Gesellschaft aufgenommen“, bedankte sich Gorgis für die Entscheidung des Parlaments.

Der Andachtsraum

Der Andachtsraum des Bundestages im Reichstaggebäude steht allen offen, denn er wurde als überkonfessioneller Ort der Besinnung und Meditation konzipiert und gestaltet. Den Mittelpunkt des Andachtsraums bildet ein Altar aus sandgestrahltem Granit, auf dem ein einfaches Holzkreuz liegt. Eine Kante im Boden zeigt die Ostrichtung an.

Im Raum stehen 24 Holzstühle mit hohen Rückenlehnen in vier Reihen. An den Wänden lehnen sieben mit Nägeln und Steinen behauene und mit Sand und Asche bedeckte Holzbildtafeln. Gestaltet wurde der Raum vom Düsseldorfer Künstler Günther Uecker. (eis/03.07.2019)

Quelle:https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2019/kw27-aramaeische-schriften-650096

 



DruckenDrucken | 05-07-2019, 22:11:00 |