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Christen im Nahen Osten zwischen den Fronten

Am 10.03.2013 hielt Simon Jacob, Integrationsbeauftragter der Syr. Orth. Kirche Deutschland, einen Vortrag über die Situation der Christen im Länderdreieck – Syrien – Türkei – Irak.

Titel des Vortrags war: „Christen im Nahen Osten zwischen den Fronten“.

Im gut gefüllten Vereinsraum des Suryoye Sport- und Kulturvereins in Augsburg, kam er auch auf die Beweggründe seines ehrenamtlichen Engagements zu sprechen. Dabei stellte sich heraus, dass Jacob sich bereits seit 2008 aktiv um das Schicksal verfolgter Menschen zu kümmern schien, ohne dies in der Öffentlichkeit bekannt werden zu lassen. Erst als Bischof Dr. Julius Hanna Ayidn ihn 2010 darum bat, seine politischen Aktivitäten im Namen der Kirche fortzusetzen, im Einsatz für alle Christen im Nahen Osten, nahm er sich dieser schwierigen und nicht immer einfach anzugehenden Verantwortung an. Jacob gab dem Bischof das Versprechen ab, sich ausschließlich im Namen der Kirche für alle Gläubigen innerhalb der facettenreichen Gemeinden der altorientalischen Kirchen einzusetzen. Aufgrund der manchmal verwirrenden Namensgebung der Suryoye (Aramäer, Assyrer, Chaldäer), die alle  die aramäische Sprache als Bindeglied haben, ergaben sich für den Integrationsbeauftragten immer wieder Hürden, deren Überwindung nicht ganz einfach war. Ausdrücklich wurde betont, dass er vor diesem Amt keinerlei  Bezug zu den verschiedenen Organisationen der Orientalischen Christen pflegte. Im Glauben verankert, aber ansonsten fern der politischen Thematik, machte er sich auf das abgegeben Versprechen zu erfüllen.

Innerhalb der kommenden drei Jahre reiste er mehrmals in den Nahen Osten, begleitete Politiker und Medienteams in den Irak, die Türkei, nach Ägypten oder bis in das syrische Kriegsgebiet hinein, um über die Situation der Suryoye, aber auch anderer Konfessionen wie z.B. der Kopten,  berichten zu können. Neben den finanziellen Ausgaben die mehrere Tausend Euro betrugen, befand er sich auch immer wieder in Gefahr verhaftet oder verletzt zu werden. Zwei Mal entkam er einer Gefangennahme im Nahen Osten, einmal wurde er überfallen mit dem Resultat, dass er leicht verletzt wurde.

Trotzdem ist seine Arbeit wichtig gewesen. Die mediale und politische Aufmerksamkeit, welche durch sein Wirken erlangt wurde, war und ist wichtig für den Schutz der religiösen Minderheiten im Nahen Osten.

Neben der ARD, die einen wichtigen Beitrag zum Thema im deutschen Fernsehen ausstrahlte, stand er im Namen der SOK Deutschland dem ZDF für die Dokumentation „Gefährlicher Glaube – 2000 Jahre Christenverfolgung“ zur Seite, die kommenden Karfreitag am 29.03.2013 um 19:30 Uhr im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wird.

Im Vortrag ging der Integrationsbeauftragte auf seine dreijährigen Erfahrungen im Nahen Osten ein. Im Besonderen lobte er die positiven Entwicklungen in der Türkei, kritisierte aber zugleich den Umgang aller religiösen Minderheiten in den Staaten, in denen Muslime die Mehrheit bilden und die Scharia die Gesetzgebung beeinflusst.

Stark werden die Rechte der Christen und anderer Minderheiten in den Ländern eingeschränkt, in denen salafistische und fanatische Kräfte den Haas zwischen den Religionen schüren. Der arabische Frühling, der in einem dunklen Winter zu erwachen droht, scheint diesen Effekt noch zu verstärken. Der südliche Teils des Iraks hat bereits einen Großteil seiner christlichen Bevölkerung verloren. Teils durch bestialische Hinrichtungen und Misshandlungen von Christen, die von Fanatikern zu Propagandazwecken aufgezeichnet und an die betroffenen Familien versendet wurden,  aber auch durch öffentliche Tötungen, wurden die Minderheiten in diesem einst stabilen Land zur Flucht gezwungen. Jacob zeigte in Form von Bildern und Videos nur einen Bruchteil dieser grauenvollen Taten, welche bei den Zuhörern im Raum für Entsetzen sorgten. Der Vertreter der Kirche selbst schien von diesen Ereignissen, den Gesprächen mit den Angehörigen der Opfer und den Empfindungen vor Ort, tief geprägt zu sein. Innerlich bewegte ihn etwas, dass sich, wie er es ausdrückte, wie ein roter Faden seit  2000 Jahren durch die Geschichte der Christenheit zieht. Auch die Angst und Traurigkeit die er bei seinen Reisen empfand, werden ihn sein Leben lang begleiten, weil sie zu einem Teil von ihm geworden sind und noch vor seiner Geburt zu seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gehörten und gehören werden.

Bild: v.l.n.r: Nina Sargon (Apostolische Kirche des Ostens), Josef Ide (Chaldäische Kirche), Habip Demir (Suryoye Verein),  Simon Jacob (Integrationsbeauftragter der Syr. orth.Kirche) , Iskender Isik (SV), Gabriel Demir (SV), Isoh Malke (SV)

Als die grausamen Bilder und das in Teilen gezeigte Hinrichtungsvideo aus dem Irak noch ihre Wirkung entfalteten, zeigte der Referent Parallelen zum heutigen Syrien auf, dass zu einem weiteren Schauplatz grauser Vertreibungen werden könnte und teilweise geworden ist. Bereits jetzt erkennt man die Muster der irakischen Islamisten, die einen Gottesstaat fordern und alle Andersdenken, ob nun Christen, Alawiten, Sunniten oder Jeziden als Zielscheibe für grausame Hinrichtungen auserkoren haben. Dabei spiegeln die Islamisten keineswegs die Sichtweise der Opposition wider. Sie sind einfach materiell besser ausgerüstet, werden zahlreich durch ausländischen Dschihadisten unterstützt und verbreiten  massiv Angst und Terror in diesem komplexen und für westliche Beobachter nicht verständlichen Bürgerkrieg.  Fast hat man das Gefühl, dass die Opposition, der auch Christen angehören, zu einem friedlichen Dialog mit dem Regime bereit wäre, wenn der extremistische Teil der fragilen Gegenseite diese Bemühungen nicht immer wieder torpedieren würde. Unabhängig davon kann man sagen, dass die christlichen Minderheiten zwischen den Stühlen sitzen. In diesem Zusammenhang wurde Jacob fast sarkastisch als er sagte, dass den Christen wenigstens noch der Weg zur Flucht gelassen wird, während die Alawiten mit dem Rücken an der Wand stehen.

Mit seinem letzten Ziel das Schicksal der Christen im Nahen Osten in die breite Öffentlichkeit zu bringen, was gelungen ist, verabschiedet sich der Integrationsbeauftragte nach drei Jahren harter Arbeit  von seinem Ehrenamt.  Die Rückgabe des Titels wird noch diesen April erfolgen, verbunden mit der Hoffnung, dass die Syr. Orth. Kirche einen kompetenten Nachfolger finden wird, den Simon Jacob ganz nach dem christlichen Glauben und im Sinne der altorientalischen Kirche unterstützen kann. Er selber wird sich anderen Aufgaben widmen.

Suryoye Kultur-und Sportverein Augsburg e.V.

Der Vorstand

  
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