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Christenverfolgung HEUTE”: Deutsch-Aramäische Gesellschaft in München
Bericht der Veranstaltung der Ackermanngemeinde München

Die Christen stellen heute mit einer Zahl von 100 Millionen die weltweit am stärksten verfolgte und benachteiligte Religionsgemeinschaft dar.
In über 50 Ländern werden aktuell Christen einerseits in der Ausübung und Freiheit ihres Glaubens bedrängt und andererseits in ihrer Existenz bedroht.
Angesichts der aktuellen Entwicklungen betreffend der schleppenden Umsetzung der Menschenrechte in vielen Drittweltländern und der Verbreitung radikalislamischen wahabitischen Gedankenguts in den Ländern Nordafrikas und des Mittleren Ostens schaffen ein Nährboden für unzählige Terrororganisationen wie dem Islamischen Staat, Boko Haram, Al Nusra oder Al Kaida.

Vor dem Hintergrund dieser bekannten Tatsachen lud die Ackermann-Gemeinde der Erzdiözese München und Freising am 26. April 2015 zu einer Vortragsreihe ins KKV Hansa Haus nach München ein. Als Referenten zum Thema “Christenverfolgung heute” konnten Frau Professor Barbara Krause aus Aachen sowie der aramäische Aktivist Gabriel Fikri Demir aus Baden Württemberg gewonnen werden.

Etwa 60 Interessierte aus Kirche und Gesellschaft, u.a. Vertreter der Sudentendeutschen Verbände und Vertreter der Deutsch Aramäischen Gesellschaft (DAG), folgten zunächst den Ausführungen von Prof. Krause.


Die Wissenschaftlerin ging einleitend auf die im internationalen Recht verankerten Anerkennung und Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte aus dem Jahre 1948 ein und unterstrich dabei, dass  Artikel 18  der von den Vereinten Nationen (UN) verabschiedeten Resolution angesichts der aktuellen Entwicklungen der Religionsverfolgung im Fokus der Betrachtungen stehen sollte. Darin heißt es: “Jeder Mensch hat Anspruch auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht umfasst die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder seine Überzeugung allein oder in Gemeinschaft mit anderen in der Öffentlichkeit oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Vollziehung eines Ritus zu bekunden."

Obwohl als substantieller Bestandteil internationalen Rechts geltend,  stellt es tatsächlich das am „häufigsten verletzten Rechte weltweit dar„, so Prof. Krause.  Den  Christen werden heute in Ländern wie Saudi Arabien, Pakistan, Ägypten, Nigeria, Nordkorea oder Syrien neben der Religionsfreiheit auch andere Rechte wie das Recht vor willkürlicher Verhaftung oder das Recht auf ein faires Verfahren  oder den rechtlichen Zugang vor Gerichten verwehrt, stellte Wissenschaftlerin konstatierend fest.
Der Besitz von Bibeln ist in Saudi Arabien, eines der wichtigsten Bündnispartner des Westens, nach wie vor verboten, genauso der Bau von Kirchen oder Besuch eines Gottesdienstes. Blasphemiegesetze in Pakistan und anderen islamischen Ländern sind der Religionsfreiheit konträr.
Dennoch positioniert sich Prof. Krause, indem sie klarstellte, dass aus ihrer Sicht „viele dieser Probleme gesellschaftlichen und sozialen Ursprungs sind“ und soziale, wirtschaftliche und gesellschaftspolitische Konflikte, wie beispielsweise in Nigeria, die eigentliche Triebfedern seien.
In der folgenden Diskussionsrunde kam man zu der Erkenntnis, dass eine „Reformation“ des Islams (europäischer Islam) für ein Zusammenleben unabdingbar ist.


Der zweite Vortrag des Tages mit dem Titel „Die aramäischen Christen (Suryoye) in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ verdeutlichte die explizite Verfolgung und Dezimierung der orientalischen Christen.

Dem historischen und geographischen Umriss der Aramäer, folgte die Darlegung der Bedeutung der syrischen Kirchen für das  frühe Christentum und für die Region des Mittleren Ostens als Schöpfer, Übersetzer und Vermittler der arabisch islamischen Kultur. „Die Aramäer stellen die Urbevölkerung der Region dar und sind dem Islam und den staatlichen Autoritäten stets loyal und friedlich gesinnt“, so Gabriel Fikri Demir.

Umso überraschter verfolgten die Anwesenden die chronische Abfolge von Massakern (vor allem ab den 18 Jhr.), die 1915 im Völkermord (Sayfo) ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten.  “Der Genozid von 1915 schuf neue demographische Fakten, denn mit den Aramäern, Armeniern und Pontus Griechen verschwand in der heutigen Türkei die christliche Bevölkerung beinahe über Nacht“, so der Aktivist Demir auf die Jahre des I. Weltkrieges bezogen.
Demir befand, dass „die zugespitzten aktuellen Debatten im Deutschen Bundestag und die Wortausflüchte der Merkelregierung  und des Außenministeriums betreffend einer entsprechenden Resolution den international menschenrechtlich verwerflichen Umgang mit dieser Thematik verdeutlichen und daher der Westen sicht damit schwer tut, die aktuelle Lage der orientalischen Christen auf eine internationale politische Agenda zu setzen “ .


Da viele der Anwesenden selbst ein „Flüchtlingshintergrund“ hatten, verfolgten sie aufmerksam die chronische Darstellung der Ereignisse beginnend mit der amerikanischen Intervention im Irak des Jahres 2003.  Bezogen auf die aktuellen Ereignisse im Mittleren Osten und Nordafrika sagte Demir: „Der Arabische Frühling wurde für die Christen zur Katastrophe und die Eroberung weiter Teile des Iraks und Syriens durch den Islamischen Staat markieren den Höhepunkt dieser vorhersehbaren Entwicklung“. 

Nachfolgend löste ein rund 18 Minuten langer Videoclip Betroffenheit und Nachdenklichkeit aus. Die Chronische Datendarlegung im Rahmen der Powerpoint Präsentation bekam nun Gesichter.

In der abschließenden Diskussionsrunde stimmten alle Anwesenden darin überein, dass die Menschen im Westen sich „politisch und gesellschaftlich“ diesen Entwicklungen entgegenstellen und in der Angelegenheit mehr engagieren müssen. Die Veranstaltung wurde mit einem gemeinsamen „Vater Unser“, zunächst im Aramäischen und dann im Deutschen, beendet.


Deutsch Aramäische Gesellschaft
Medienabteilung


  
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