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Aramäer in der Türkei - Die Rückkehrer
Von Susanne Güste
Fast 30 Jahre lebte die Familie Demir in Deutschland, aber die Sehnsucht hat sie nie losgelassen. Mit ihren Kindern kehrte sie zurück in die Türkei – angekommen ist sie bis heute nicht. Lesen Sie hier einen Ausschnitt aus unserer Blendle-Empfehlung.

Es duftet nach Deutschland bei den Demirs. Filterkaffee. Und auch sonst sieht es im Wohnzimmer aus, als habe die Familie die ganze Einrichtung aus Göppingen mitgebracht. Nahir, der vierjährige Sohn, versteckt sich kichernd hinter seiner Mutter auf dem Sofa. Dann beginnt er laut zu zählen. „Eins, swei, drei...“, er schafft es bis „zwölf, dreissehn, ähhhhm, fünfsehn...“ Sonja und Israil Demir lachen, auch ein bisschen stolz, denn ihr Jüngster war noch nie in Deutschland.

Nahir ist ein echtes Kind des Tur Abdin – der urchristlichen Landschaft im Südosten der Türkei, in der die Aramäer seit Jahrtausenden beheimatet sind. 2006 war das Ehepaar nach fast 30 Jahren in Deutschland mit seinen drei älteren Kindern zurückgezogen. Mit Nahirs Geburt besiegelte die Familie gewissermaßen ihre Ankunft in der alten Heimat. Doch nun sorgen sich die Eltern um die Zukunft des Jüngsten.

Eigentlich war die Rückkehr für Israil und Sonja Demir ein Lebenstraum gewesen. Die Aramäer, die noch immer die Sprache von Jesus Christus sprechen, hängen leidenschaftlich an ihrem Glauben und am Tur Abdin – einem Hochplateau im Südosten der Türkei, das mit hunderten uralten Kirchen und Klöstern übersät ist. Heute leben nur noch wenige Aramäer dort – eine winzige Minderheit inmitten der jetzt kurdischen Bevölkerung. Die meisten Aramäer flohen im Laufe des 20. Jahrhunderts nach Europa – vertrieben von der türkischen Assimilationspolitik, von kurdischen Zuwanderern und zuletzt vom PKK-Krieg. Doch die Sehnsucht hat sie nie losgelassen.

Bild:Isarail Demir mit seiner Familie in Kafro

Rückkehrern aus Deutschland und der Schweiz haben sie ihr zerstörtes Dorf, Kafro, neu aufgebaut. Nach einem Jahrzehnt müssen sie jetzt einsehen: Die Rückkehr der Aramäer ist gescheitert – und das liegt nicht an ihnen, sondern an der Türkei und auch an Deutschland. Der Weg zurück, so stellt sich heraus, ist kaum leichter als die Flucht ...

Quelle:http://www.tagesspiegel.de/politik/aramaeer-in-der-tuerkei-die-rueckkehrer/12929688.html#
  
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