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Sayfo Vortrag in Augsburg
Am Sonntag, 10.04.16 lud der Suryoye Kultur- und Sportverein zum Vortrag "Völkermord an den Aramäern und Armeniern - neue Beweise aus dem Vatikanarchiv für das Urverbrechen des 20. Jahrhunderts" in den Kirchensaal der Syrisch-Orthodoxen Kirche in Augsburg ein.

Referent war Michael Hesemann, Historiker und Autor. Hesemann, der in Düsseldorf und Rom lebt, ist zudem freiberuflicher Journalist des Vatikan. Dort hatte er als erster Zugang zu Geheimakten über den Genozid.

Zu Beginn begrüsste die Moderatorin Edessa Malke Vertreter der Deutsch-Aramäischen Gesellschaft, der chaldäischen Gemeinde Augsburg, der Syrisch-Orthodoxen Kirche Augsburg und Vertreter der SOKAD-Jugend Augsburg. Eingeleitet wurde der Vortrag mit einem armenischen Musikvideo, das an den Sayfo erinnerte. Anschliessend wurde eine Gedenkminute für alle christlichen Opfer eingelegt.

Michael Hesemann führte als Erstes an, dass die Welt nicht aus der Vergangenheit gelernt und auch keine Konsequenzen gezogen hat. Stattdessen werden die schrecklichen Taten vertuscht. Die Geschichte wiederhole sich nun und fordert immer wieder neue Opfer. Hesemann gewährte den anwesenden Gästen Einblicke in fundierte Dokumente aus dem Geheimarchiv des Vatikan, die aufzeigten, dass Aramäer und Armenier bei dem Völkermord nicht getrennt werden können. Aus den Dokumenten wurde auch ersichtlich, dass der Plan eine religiöse Homogenisierung des osmanischen Reiches war. Bestätigt wurde dies auch aus einem Bericht der Benedektinerinnen (Orden in Mossul). Hintergrund der Gräueltaten war die Revolution der Jungtürken, die mit den französichen Idealen (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) warben, um an die Macht zu gelangen. Zudem zeigte Michael Hesemann Dokumente, die belegten, dass die Aufstände von Zeitun, Van und Konstantinopel keineswegs Aufstände waren. Vielmehr wurden die Armenier als Sündenbock für zahlreiche Verluste der türkischen Armee herangezogen. Diese angeblichen Aufstände dienten als Vorwand für den Völkermord. Auf einer geheimen Konferenz in Thessaloniki wurden schliesslich die Christen zu Tode verurteilt.

Dies hatte allein religiöse Gründe. Betroffen waren alle Kirchen gleichermassen. Nur die protestanische Kirche war von diesem Urteil ausgenommen. Man "verschonte" damit die Deutschen, die Verbündete waren. Die deutsche Regierung wusste jederzeit über die Morde Bescheid. So lag ihr auch der Erzberger Bericht vor, in dem die deutsche Regierung wegen ihrer passiven Haltung kritisiert wurde.

Als Fazit kann festgehalten werden, dass jegliche diplomatische Bemühungen ohne Erfolg blieben. Hesemann betonte, dass Deutschland eine historische Pflicht habe, den Genozid aufzuklären. Ein abgestrittenes Ereignis könne auch nicht vergeben werden. Emotional richtete Hesemann seine Worte auch an die anwesenden Gäste: "Ihre Vorfahren sind Märtyrer, die nicht vergessen werden dürfen!" Weiterhin richtete er einen Appell an die Politik. Diese soll aufwachen und die Werte der Menschenrechte maximieren. Zudem sollte Erdogen nicht zusammen mit Politikern an einem Tisch sitzen, sondern an einem Katzentisch, bis er die Schuld der Türkei eingesteht.

Des weiteren müsse Angela Merkel die im letzten Jahr beschlossene Resolution durchführen, da sich die deutsche Regierung ansonsten mitschuldig macht. Die zweifelsfreie Aufklärung des Genozid sei sehr wichtig, wobei auch deutsche Historiker gefordert sind. Stattdessen wird der Völkermord nicht aufgearbeitet und um Vergebung wird auch nicht gebeten, wozu Reue als Voraussetzung dienen muss. Dies ist nicht der Fall und es wird weiterhin alles bestritten.

Der Suryoye Kultur- und Sportverein bedankt sich recht herzlich bei Michael Hesemann für den sehr intererssanten und gelungenen Vortrag.

Bilder und Fotos: Nabil Özdemir und Manuela D. Wilhelm

 

 

  
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